Für das Jahr 2000 hatten wir uns vorgenommen, unsere
Theaterproduktion wieder einmal an einer Stückvorlage
zu orientieren. Das Stück sollte aktuell sein und zum
geschichtlichen Rückblick auf das vergangene Jahrhundert
taugen.Unsere Wahl fiel nach einiger Suche auf Brechts relativ
unbekanntes Drama „Turandot – oder Der Kongress
der Weißwäscher“, ein Stück, das Brecht
1930 entwarf, aber erst nach Überarbeitungen 1954 beendete.
1967 wurde Turandot posthum ediert und gelangte dann 1969 in
Zürich zur Uraufführung. Schon seine nahezu vier
Jahrzehnte dauernde Enstehungsgeschichte wirft einen Blick
auf das vergangene Jahrhundert.
Brecht verlegt sein Szenario ins ferne China, um von dort
in Anspielung auf die diversen historischen Ereignisse
des 20.
Jahrhunderts zum Weltgeschehen Stellung zu beziehen. Hier
verkommt die Meinung zur Ware, die Überzeugung zum Handelsgut,
hier dient der Verstand lediglich dem artifiziellen und wortgewandten
Betrug, der Euphemismus ist die zeitgenössische rhetorische
Figur.
Brechts Turandot erscheint uns vor den gegenwärtigen politischen
Ereignissen hoch aktuell, das Aufschlagen der Tageszeitung,
das Verfolgen politischer Interviews gleicht einem Lehrbeispiel
für die Schüler der Tuischule, die hohe Kunst zu
reden, ohne etwas preiszugeben, und zu täuschen, ohne
es nachgewiesen zu bekommen, erleben wir so täglich. Heutzutage
trifft bei der Beurteilung der Glaubwürdigkeit des politischen
Wortes leider oft zu: „Im Zweifel gegen die Angeklagten“!
Das wirft ein Licht auch auf unser eigenes Verhalten, denn „die
da oben“ sind oft nur Spiegelbild unserer selbst. All
diese offensichtliche Schwarzseherei soll uns jedoch nicht
davon abhalten, diese auch mit Humor zu betreiben!
Besondere Aufführungen: