Bertolt Brechts Turandot
1999/2000
Unsere Wahl fiel nach einiger Suche auf Brechts relativ unbekannte "Turandot – oder Der Kongress der Weißwäscher". Brecht verlegt sein Szenario ins ferne China, um von dort in Anspielung auf die diversen historischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts zum Weltgeschehen Stellung zu beziehen. Die Meinung verkommt zur Ware und die Überzeugung zum Handelsgut, der Verstand dient lediglich dem Betrug und der Euphemismus wird zur dominanten zeitgenössischen rethorischen Figur, was zu unserer zeitgenössischen Situation in besonders aktueller Beziehung steht.
Unsere diesjährige Inszenierung arbeitet erneut mit einem Videofilm, der es uns ermöglicht, historisches Material als Kontext zum Verständnis des Stückes zu integrieren. Auch der Over-headprojektor dient diesem Ziel und ermöglicht zudem weitere Spielmöglichkeiten. Der Trichter als Kopfbedeckung wird zum symbolischen Requisit; einheitliche Kleidung soll für eine stilisierte, homogene Kostümgestaltung sorgen.Die Besetzung der Rollen erfolgt diesmal traditionell eins zu eins, da die Figuren in ihrer beinahe absurden Abstraktheit uns vor kein zu großes Naturalismusproblem stellen.
Das Stück war wider erwartend erfolgreich. In Zeitz wurden wir beim „Gregorius Schultheaterfest 2000“ mit dem ersten Platz ausgezeichnet. Des Weiteren erhielten wir eine Einladung zu dem unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten stehenden 21. Festivals „Theater der Jugend“ nach Berlin (endlich!?), spielten in Aachen auf den erstmals stattfinden „Schultheatertagen der Regio Aachen“ und wurden vom BKJ (Bund kulturelle Jugendarbeit) zur Weltausstellung „Expo – 2000“ nach Hannover eingeladen.

In diesem Jahr ist es uns in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt Aachen, dem Kreis und der Theaterinitiative Akut e.V. endlich gelungen, die Schultheatertage der Regio Aachen ins Leben zu rufen, so dass sich unsere Aktivität ausweitet und die Gefahr droht, dass die Arbeit überhand nimmt.