Aus einer Vielzahl von Texten, die in den unterschiedlichsten
Zusammenhängen die Farbe blau nennen oder thematisieren, haben wir uns
während des Probenprozesses auf eine kleine Auswahl beschränkt.
Ausprobieren und Verwerfen sind die Grundmuster unseres Arbeitens. Unser
Spiel entsteht nur langsam, Stück für Stück. Die erwählten Texte sind
überwiegend bildhaft, die Szenen, die sich entwickeln, werden selbst
wieder zu Bildern. Doch wie entwickelt man einen Zusammenhang, wie
entsteht ein „blauer Faden“? Diese Fragen begleiten uns während der
Arbeit und unser Produkt wird für den Zuschauer vielleicht mehr Fragen
aufwerfen als beantworten. Mit der Zeit lernen wir jedoch: Auch eine
Farbe, lediglich ein kleines kurzwelliges Lichtspektrum, vermag uns in
unsere(-r) existentielle(-n) Sinnsuche zu (ver)führen. Diese Hoffnung
hat sich für einige Betrachter erst beim zweiten Besuch erfüllt. Die
Aufführung wurde auf der Düsseldorfer „Maskerade“ und der Theaterwoche
Korbach intensiv nachbesprochen. Diejenigen, die eine stringente
Geschichte erwartet hatten, wurden von der zum Teil assoziativen
Verknüpfung überfordert. Aber hierin lag u. a. gerade der Versuch, eine
Farbe multimedial und theatral zu präsentieren. Wenn ein Bild sich dem
Betrachter beim Hinsehen gleich eineindeutig erschließt, sprechen wir in
der Malerei z.B. oftmals ironisch vom „röhrenden Hirschen“, einer
naturalistischen Idylle. Die können wir mit unserem Stück sicherlich
nicht bieten... Offensichtlich hat unsere Produktion „blau“ jedoch einen
Teil der Zuschauer überfordert, ihr geäußertes Unverständnis mussten
wir - wie auch die bisher unsachlichste Kritik einer Korbacher Zeitung
in 12 Jahren - Verständnisvoll zur Kenntnis nehmen. Die mit Abstand
besten Aufführungen konnten zum Abschluss im „space“ des Ludwig Forums
miterlebt werden, wie so oft war hier Einsatz und Routine in
ausgewogenem Verhältnis zueinander, so dass es richtig Spaß gemacht hat,
die Produktion zurückgelehnt genießen zu können.