Blau
2002/2003
Nachdem wir im letzten Jahr zum zehnjährigen „Jubiläum“ unserer Theatergruppe gleich zwei Stückvorlagen inszenierten, musste – hierin unserer Tradition folgend – in diesem Schuljahr wieder eine Eigenproduktion her. Das Theaterstück der Schultheatergruppe lautete im Jahr 2003 „blau“ und folgt einem experimentelleren Ansatz. Zuerst gab es nur das Thema: „blau“. Aber wie spielt man eine Farbe? Wie kann hierzu eine Geschichte entstehen?
Aus einer Vielzahl von Texten, die in den unterschiedlichsten Zusammenhängen die Farbe blau nennen oder thematisieren, haben wir uns während des Probenprozesses auf eine kleine Auswahl beschränkt. Ausprobieren und Verwerfen sind die Grundmuster unseres Arbeitens. Unser Spiel entsteht nur langsam, Stück für Stück. Die erwählten Texte sind überwiegend bildhaft, die Szenen, die sich entwickeln, werden selbst wieder zu Bildern. Doch wie entwickelt man einen Zusammenhang, wie entsteht ein „blauer Faden“? Diese Fragen begleiten uns während der Arbeit und unser Produkt wird für den Zuschauer vielleicht mehr Fragen aufwerfen als beantworten. Mit der Zeit lernen wir jedoch: Auch eine Farbe, lediglich ein kleines kurzwelliges Lichtspektrum, vermag uns in unsere(-r) existentielle(-n) Sinnsuche zu (ver)führen. Diese Hoffnung hat sich für einige Betrachter erst beim zweiten Besuch erfüllt. Die Aufführung wurde auf der Düsseldorfer „Maskerade“ und der Theaterwoche Korbach intensiv nachbesprochen. Diejenigen, die eine stringente Geschichte erwartet hatten, wurden von der zum Teil assoziativen Verknüpfung überfordert. Aber hierin lag u. a. gerade der Versuch, eine Farbe multimedial und theatral zu präsentieren. Wenn ein Bild sich dem Betrachter beim Hinsehen gleich eineindeutig erschließt, sprechen wir in der Malerei z.B. oftmals ironisch vom „röhrenden Hirschen“, einer naturalistischen Idylle. Die können wir mit unserem Stück sicherlich nicht bieten... Offensichtlich hat unsere Produktion „blau“ jedoch einen Teil der Zuschauer überfordert, ihr geäußertes Unverständnis mussten wir - wie auch die bisher unsachlichste Kritik einer Korbacher Zeitung in 12 Jahren - Verständnisvoll zur Kenntnis nehmen. Die mit Abstand besten Aufführungen konnten zum Abschluss im „space“ des Ludwig Forums miterlebt werden, wie so oft war hier Einsatz und Routine in ausgewogenem Verhältnis zueinander, so dass es richtig Spaß gemacht hat, die Produktion zurückgelehnt genießen zu können.