Jim Knopf oder... Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?
Im Jahr 2007 wurde nicht nur der Picasso in Korbach gespielt, sondern auch unser Schultheaterstück Jim Knopf oder... Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?, erneut "Kindertheater" das sehr erfolgreich war, und so oft gespielt wurde,wie bisher keines zuvor. Einladungen zur Maskerade nach Düsseldorf, zur Theaterwoche Korbach und zum Theater der Jugend nach Berlin waren der verdiente Lohn für eine anstrengende, intensive und schlüssige Arbeit, in der wir erstmals eine Theaterform ausprobierten, die nahe dem Boulevardtheater war! Aus dem Programmheft: "Michael Endes Geschichte „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ ist nach dem Muster des klassischen Abenteuerromans aufgebaut: Eine Problemsituation führt zum Verlassen der Heimat, es beginnt eine Odyssee durch fremde Länder in denen die Helden existentielle Abenteuer bestehen müssen, um andere zu retten. Dabei wird ihnen Fremdes vertraut, werden Sichtweisen erneuert und ungeahnte Lösungswege tun sich auf. Nach geglückter Fahrt und erworbener Reife erhalten sie so das Recht zur Rückkehr in ihre Heimat. Für uns ist Jim Knopf in der letztlich noch jungen Geschichte der BRD einer der ersten und populärsten Schwarzen, die in einer globalisierten Welt an fremden Stränden stranden. Lummerland ist um die Ecke, vor der Haustür, in unseren Schulen, nebenan. Deswegen wollen wir mit unserem diesjährigen indertheaterstück „Jim Knopf oder... Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“ uns und unser Publikum auf das Schicksal von in Aachen, Deutschland und Europa legal wie illegal lebenden Flüchtlingen aufmerksam machen. Aus diesem Grund haben wir Kontakt zur Aachener Iteme-Gruppe aufgenommen, einem Modellversuch, in dem z. T. von Abschiebung bedrohten jungen Flüchtlingen an der VHS die Gelegenheit gegeben wird, einen Schulabschluss zu erwerben, welcher ihnen bessere Chancen sowohl in Deutschland, wie – bei einer Abschiebung – in ihrer alten Heimat eröffnet. Ihre kurzen Lebensgeschichten erscheinen z. T. im Stück und werden ergänzt durch Lebensgeschichten von einzelnen unserer Schauspieler mit Migrationshintergrund, die von ihrer Herkunft, Ankunft und Zukunft berichten.Bei der Vielzahl der im Meer ertrinkenden Flüchtlinge und der den Durchgekommenen drohenden Abschiebung stellt sich uns die Frage, wie viele dieser Odysseen enden ähnlich glücklich wie die Jim Knopfs?" Dieses politisch ambitionierte Stück versuchte den Bogen zwischen dokumentarischem und fiktionalen Theater zu spannen und hat Jung und Alt als Adressaten; gerade die Aufführungen für Kinder haben uns gezeigt, wie oftmals anders und eigen sie die Theaterwelt sehen. Viele schöne Erinnerungen werden hier im Gedächtnis bleiben. Dass die komplette Gruppe zusammen mit Schauspielern vom Berliner Grips-Theater an einem SIT-IN vor dem Brandenburger Tor teilnahm und dort gegen das neue Gesetzesverfahren der Regierung und für das Bleiberecht langjährig in Deutschland lebender Flüchtlinge protestierte, war für mich einer der Höhepunkte des Theaterjahres und eine logische Konsequenz aus der Intention des Stückes! Für die meisten der Beteiligten war es die erste Teilnahme an einer Demonstration. Besonderer Dank gilt in diesem Jahr nicht nur Oliver und Marcel, die es noch einmal auf die Bühne trieb (und ohne die es auch nicht hätte so gut werden können), sondern auch Iwen und Sarah, die in der Regie sehr hilfreich und immer anwesend waren und zusammen mit Wilfried und mir ein sehr gutes Leitungsteam bildeten!