Ein Theaterstück mit und für Menschenfressermenschen
Um den geäußerten Wünschen nach weiteren
Aufführungen nachzukommen, spielt das rohestheater "Das Jüngste
Gericht" noch einmal, nun aber zum wirklich letzten Mal in Aachen:
am Fr. den 11.09. und Sa. den 12.09.09 jeweils um 20.00 Uhr im Space des Ludwig-Forums, Jülicher Str. 97.
Im Anschluss daran sind wir als Vertreter des Landes NRW zum Schultheater der Länder 2009 nach Hamburg eingeladen!
Dort sollen wir am 22.09.09 um 19.00 Uhr und 21:00 Uhr auf Kampnagel spielen,
wo wir bereits 1995 mit "Nathans Tod", Lessings "Nathan" in der
Bearbeitung von George Tabori, das erste Mal für NRW spielen durften.
Ein schöner Beleg für dauerhaftes Bemühen um anspruchsvolle Jugend- und
Schultheaterarbeit des rohestheater.
Auch unserer gegenwärtigen Eigenproduktion "Das
Jüngste Gericht" liegt ein Auszug aus Taboris "Kannibalen" zugrunde.
Zufall oder Schicksal?
Schon von alters her sieht
sich der Mensch in seinem Jagd- und Essverhalten als schuldig.
Herausgefallen aus der paradisischen Einheit mit der Natur empfindet er
sich durch sein Ich-Bewusstsein in der ihn umgebenden Welt als fremd.
Das Phänomen des Kannibalismus ist bekannt aus
Mythen und Sagen, aus Forscherberichten über Rituale weit entfernt
lebender Naturvölker oder aus medienwirksamen Skandalfällen wie dem des
Kannibalen von Rothenburg. Kannibalismus: Ein Thema, dass uns nicht
betrifft. Oder doch?
Rio Reiser behauptet: „Menschenfressermenschen
gehört fast die ganze Welt.“ Das sehen wir ähnlich und haben uns deshalb
in diesem Jahr näher mit der Frage befasst, ob die Wachstums- und
Konsumgier unserer Gesellschaft nicht auch eine Art des Kannibalismus
hervorruft. Wir haben uns gefragt, ob wir nicht alle routinierte und
gewohnheitsmäßige Menschenfressermenschen sind, die in einer
globalisierten Welt auf indirektem Wege die Lebensgrundlagen anderer
Menschen verbrauchen und damit ganz konkret ihre Existenz bedrohen.
Auf der Grundlage unterschiedlicher
Textmaterialien ist eine Kollage entstanden, die die Vielschichtigkeit
und den hohen Verbreitungsgrad kannibalistischer Verhaltensweisen
widerspiegelt. Sie tauchen nicht nur im kulturell-religiösen Kontext
oder als krankhafte psychologische Störung eines Individuums auf,
sondern erstrecken sich in unseren sozialen und wirtschaftlichen Alltag
hinein.
Das Jüngste Gericht stellt – in seinem wörtlichen
Doppelsinn – die Frage nach dem verantwortungsvollen Umgang mit unseren
Mitmenschen und mit der Welt, in der wir leben. Einerseits stehen vor
diesem Gericht die täglichen Ess- und Lebensgewohnheiten unserer
westlichen Konsumgesellschaft unter Mordverdacht und andererseits stellt
sich dieses Gericht als Gala-Menü heraus, bei dem wir selbst das
Dessert sind…
Guten Appetit!
Besondere Aufführungen:
Endausscheidung zum Theater der Jugend in Berlin, Einladung zur Theaterwoche Korbach, Einladung zur Schülertheatertreffen Maskerade, Düsseldorf; Einladung zum „Schultheater der Länder“ 2009 in Hamburg für das Land NRW