2011 / 2012
Heilige Schlachthöfe
Heilige Schlachthöfe
Mit dem diesjährige Stück des rohestheater „Heilige Schlachthöfe“ – Ein Stück Brecht versuchen wir seit längerer Zeit wieder einmal die Auseinandersetzung mit einer Stückvorlage. Nachdem wir in den letzten Jahren thematisch gebundene Eigenproduktionen erarbeiteten, wollen wir in unserem Jubiläumsjahr die anspruchsvolle Herausforderung wagen, mit jugendlichen Laien -entgegen dem Trend zur Kollage- eine Theatergeschichte zu entwickeln, die einem klaren roten Handlungsfaden folgt und sich dem Problem realistischen Theaterspiels mit SchülerInnen auf der Bühne stellt. Dabei widersprechen wir bewusst den Arbeitsprinzipien, die wir in den vergangenen zwanzig Jahren für das Theater mit Jugendlichen und SchülerInnen für zwingend geboten hielten, statt mit Bewegungstheater versuchen wir es mit „klassischem“ Sprechtheater. Wir unternehmen den Versuch, in einer Zeit, in der das Theater und die darstellenden Künste sich überwiegend noch im allgemein Menschlichen tummeln, den Anforderungen unserer Zeit gemäß Politisches auf die Bühne zu bringen.
Die Deregulierung der internationalen Finanzmärkte, die gebetsmühlenartig propagierte neoliberale Parole „Privat vor Staat“ haben zu maßloser Selbstbereicherung einzelner auf Kosten aller geführt. Brechts „Heilige Johanna der Schlachthöfe“ liegt da als Stückvorlage nahe, da er sich in den Zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts schon mit den sich wiederholenden destruktiven Praktiken des Kapitalismus auseinandersetzte. Als weitere wesentliche Ursache der derzeitigen globalen Finanzkrise sind auch die Korruption der Religion mit der Macht zum Zweck der Systemstabilisierung zu nennen, die sich mit Brechts Stück zeitlos aktuell auf die Bühne bringen lassen. Wir spielen unser Stück auf einer kreuzförmigen Stahlkonstruktion, die Bühne erinnert an eine Kreuzbasilika.
Text: Zusammenschnitt aus Bertolt Brechts „Heilige Johanna der Schlachthöfe“; Bibel
Musik: Die Elenden sollen essen, Cantata BWV 75, Johann Sebastian Bach; „Heal the world“, Michael Jackson; „Sympathy“, Steve Rowland; „Es ist noch Suppe da!” und „When the saints go marching in“, Traditionals.
Zwanzig Jahre rohestheater - als wir 1991 mit dem Theaterspiel an der Mies-van-der-Rohe-Schule begannen, war die nachhaltige und in Teilen rasante Entwicklung unseres Theaters sicherlich nicht abzusehen.
Heilige Schlachthöfe - Ein Stück Brecht, der dritte Brecht unserer Stückgeschichte, ist der Versuch seit längerem wieder einmal eine Stückvorlage auf die Bühne zu bringen, die wir uns im Jubiläumsjahr zum Gegenstand gewählt haben, um uns auf theatrale Weise mit der gegenwärtigen Finanz- und Bankenkrise auseinanderzusetzen. Politisches Theater fordert unsere Zeit, eine Zeit, in der Reiche immer reicher und die Demokratie von der Finanz-Wirtschaft abgelöst wird.
In diesem Jahr hat in der Regie der Schauspieler Jan Fredrik Hoffmann wesentlich mitgeholfen- entgegen unserer langjährigen Prinzipien- das Stück als klassisches Sprechtheater mit Hauptrolle auf die Bühne zu bringen. Neben einer Vielzahl an Aufführungen an unserer Spielstätte in der Aula durften wir die Theaterwoche Korbach eröffnen und das Land NRW beim Schultheater der Länder (SDL) in Berlin vertreten. Das fünfte Mal in den vergangenen Jahren, ein wunderbarer Erfolg!
Am 16.07.2012 ist unsere "Diva" Erna Roder im Alter von 89 jahren gestorben. Ihr Auftritt mit Udo Sistermann bei "Oh wie schön ist Panama" war wunderbar, ihr Mitwirken bei "Worte grenzen meine Welt" anrührend, da die, die immer mit hoher Disziplin den Text lernte und beherrschte über Hilde Domins Gedicht "Rückzug", wie ihre Partnerin Dorothea Wüller, Gedächtnislücken erlebte, unter denen sie litt. Wir sind aber mehr, als die uns begrenzenden Worte. Wir hoffen mit ihr, das ihr Lebenssatz, den sie sich für ihre Todesanzeige vorbehalten hat, Wiklichkeit wird: "Hoffnung macht aus einem Ende ein Ziel."
Plakat, Fotos und Video: Wilfried Schumacher Bühnenbild: Wilfried Schumacher, Jens Richardt und die Technik Maske: Julia Ugrinoski, Andrea Völcker Programmheft: Lukas Friese
Schauspiel: Lars Aelmanns, Patrik Achtelik, Felicitas Carls, Sascha Duda, Andreas Eichler, Sven Fritzsche, Toby Hess, Andrea Huppertz, Sabrina Huppertz, Simone Jung, Kilian Kean, Udo Koehl, Daniel Mertens, Tobias Näthke, Till Neukamp, Sören Prahl, Julia Ramakers, Manuel Tschernik,
Technik: Sascha Baltussen, Marco Blaumann, Andreas Bündgens, Dimitrios Madis, Sven Engels, Lukas Friese , Raphael Groß, Michael Köhlbach, Kurtay Kurtulus, Arne Linnekamp, Luca Manzoni, Vitus Pesch, Marius Reyer, Jens Richardt (Leiter), Sebastian Schmitz, Wilfried Schumacher, Christoph von Oy, Manuel Wassen.
Dramaturgie und Regie: Eckhard Debour, Fredrik Jan Hofmann