Unser Theater
Video - unser Theater stellt sich vor
Wir möchten Ihnen unser Theater kurz und knackig vorstellen. Schauen Sie sich dazu gerne unser Video an.
Wenn Sie erfahren möchten, wie das rohestheater entstanden ist, lesen Sie mehr über unsere Geschichte.
Die Frage „Was bringt mir das?“ erscheint zunehmend die Perspektive nicht nur der Schülerinnen und Schüler an einem beruflichen Gymnasium mit technischem Schwerpunkt zu sein. Diese scheinbar harmlose, nur allzu geläufige Frage, die gerade von uns Erwachsenen so gut verstanden und in Bezug auf das eigenen Lebensengagement oft selbst gestellt wird, hat es jedoch in sich. Sie ist Ausdruck des durch die Ökonomie dominierten überall vorherrschenden Nützlichkeitsdenkens, dem die geistige Freiheit des Unnützen, des Unsinnigen, ja des Spielerischen abgeht. Alles muss einen gewinnbringenden Zweck haben, sonst macht es keinen Sinn. Obwohl man den in der deutschen Sprache tatsächlich nicht machen kann, folgt diese angloamerikanische Redeweise einem Weltbild, in dem eben alles machbar ist, auch der Sinn.
Wenn man nun Sinn mit Mehrwert und dem Handeln nach Zwecken und (auch persönlichem) Nutzen gleichsetzt, muss man sich allerdings die Frage stellen: Was für einen Sinn hat Theaterspielen an (beruflichen) Schulen? Kluge, gegenüber dem Nützlichkeitsdenken zu vorauseilendem Gehorsam sich verpflichtet fühlende Pädagogen werden nun sofort ins Feld führen, dass Theaterspielen die Konzentrations- und Teamfähigkeit, die Disziplin, das Selbstvertrauen, das Sprechen vor großen Gruppen sowie handlungsorientiertes Denken usw. fördern würde und deshalb als Schulunterricht von unerlässlicher Bedeutung sei. Dann werden noch zwei, drei Beispiele aus der Wirtschaft herangezogen, die bestätigen, wie wichtig man doch auch dort das Theaterspielen nehme, und schon ist das Strickmuster komplett, das in der Summe vor allem die Kompetenz ergeben soll, dass man so lerne, sich besser zu verkaufen. So weit, so schlecht!
In einer Zeit, in der schematisierte, sich wiederholende (Arbeits-)Prozesse automatisiert und digitalisiert und damit dem täglichen menschlichen Handeln und Arbeiten entzogen werden, verbleibt dem Menschen vor allem die Auseinandersetzung mit dem Unplanbaren, Spontanen und Unberechenbaren. Das aber widerstrebt dem eindimensionalen Nützlichkeitsdenken, das seine Zwecke und Ziele vor allem planbar angeht. Was tun?
Friedrich Schillers These: „…der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“ vermag hier vielleicht weiter zu helfen. Schiller meint hier nämlich nicht zielorientierte Spiel, das den Gewinn im Auge hat, nein, hier geht es um die geistige Freiheit des einzelnen, der eben nicht nach Zielen und Zwecken fragt, sondern der sich freiwillig Gesetze auferlegt, in denen und nach denen er nutzlos handelt. Gerade darin besteht seine Freiheit als Mensch, die ihn von allen systemischen Lebewesen unterscheidet und die ihn zum Chaoten der Schöpfung macht. Und nichts anderes will Kunst z.B. im Gegensatz zu Kunsthandwerk, wenn sie nicht zur ökonomischen Vermarktung, sondern um ihrer selbst willen gemacht wird, l’art pour l’art eben. Dieser spirituelle, spielerische Lebens- und Selbstgenuss ist befreiend und setzt schöpferische Prozesse in Gang, bei denen man am Anfang nicht weiß, was am Ende dabei herauskommt, bei dem man nicht sucht, sondern findet. Dieser Genuss ist durchaus teilbar und auch in Gruppen erfahrbar und eine Voraussetzung fürs Theater spielen, bei dem man auch nicht weiß, was dabei am Ende herauskommt - und das hat sehr wohl Sinn.
Eckhard Debour
Kunst schafft einen Raum zur Veränderung der Welt
Als Kulturschaffende in Deutschland stehen wir nicht über den Dingen, sondern auf einem Boden, von dem aus die größten Staatsverbrechen der Menschheitsgeschichte begangen wurden. In diesem Land wurde schon einmal Kunst als entartet diffamiert und Kultur flächendeckend zu Propagandazwecken missbraucht. Millionen Menschen wurden ermordet oder gingen ins Exil, unter ihnen auch viele Kunstschaffende.
Heute begreifen wir die Kunst- und Kultureinrichtungen als offene Räume, die Vielen gehören. Unsere Gesellschaft ist eine plurale Versammlung. Viele unterschiedliche Interessen treffen aufeinander und finden sich so im Dazwischen. Demokratie muss täglich neu verhandelt werden – aber immer unter einer Voraussetzung: Es geht um Alle, um jede*n Einzelne*n als Wesen der vielen Möglichkeiten!
Der rechte Populismus, der die Kultureinrichtungen als Akteur*innen dieser gesellschaftlichen Vision angreift, steht der Kunst der Vielen feindselig gegenüber. Rechte Gruppierungen und Parteien stören Veranstaltungen, wollen in Spielpläne eingreifen, polemisieren gegen die Freiheit der Kunst und arbeiten an einer Renationalisierung der Kultur. Am Ende der Woche wurden die erarbeiteten Ergebnisse der Workshoparbeit im öffentlichen Rum präsentiert. Das gemeinsame Theaterspiel ermöglichte ein gegenseitiges Kennenlernen auf einer besonderen Ebene. Theater als vorurteilsfreier Raum ist ein Anstoß Grenzen zu überwinden und persönliche Unsicherheiten zu lösen.
Der Veranstaltungsort Tuzla hat ca. 110.000 Einwohner und liegt im muslimisch geprägten Teil Bosnien-Herzegowinas. Da das vom „Aachener Netzwerk für humanitäre Hilfe und interkulturelle Friedensarbeit“ organisierte Theaterfestival 2008 seine Premiere in Tuzla feierte, fand auch das zehnjährige Jubiläum dort statt.
Ihr verächtlicher Umgang mit Menschen auf der Flucht, mit engagierten Kulturschaffenden, mit allen Andersdenkenden verrät, wie sie mit der Gesellschaft umzugehen gedenken, sobald sich die Machtverhältnisse zu ihren Gunsten verändern würden.
Wir als Unterzeichnende der NRW Kunst- und Kultureinrichtungen und ihrer Interessensverbände begegnen diesen Versuchen mit einer klaren Haltung:
- Die unterzeichnenden Kunst- und Kulturinstitutionen führen den offenen, aufklärenden, kritischen Dialog über rechte Strategien. Sie gestalten diesen Dialog mit Mitwirkenden und dem Publikum in der Überzeugung, dass die beteiligten Häuser den Auftrag haben, unsere Gesellschafft als eine demokratische fortzuentwickeln.
- Alle Unterzeichnenden bieten kein Podium für völkisch-nationalistische Propaganda.
- Wir wehren die illegitimen Versuche der Rechtsnationalen ab, Kulturveranstaltungen für ihre Zwecke zu instrumentalisieren.
- Wir verbinden uns solidarisch mit Menschen, die durch eine rechtsextreme Politik immer weiter an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden.
Solidarität statt Privilegien. Es geht um Alle. Die Kunst bleibt frei!